Besuch der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Das 1938/39 von der SS errichtete Konzentrationslager Ravensbrück bei Fürstenberg a.d. Havel war das größte Frauen-Konzentrationslager auf deutschem Gebiet. Der Verein „Das Rote Tuch e.V.“ nahm den Internationalen Frauentag am 8. März um Anlass, diesen Ort, an dem vor allem Frauen unter dem Terror des NS-Regime litten, aber auch Widerstand leisteten, zu besuchen. In der Zeit zwischen 1939 und 1945 waren hier mehr als 130.000 Frauen und Kinder sowie ca. 20.000 Männer interniert, mussten Zwangsarbeit verrichten oder wurden für grausame Menschenversuche missbraucht. Etwa 30.000 Frauen, Kinder und Männer kamen in Ravensbrück durch die Folgen der Haftbedingungen wie auch durch gezielten Mord zu Tode.

Weil nach Vorstellungen der SS männliche Aufseher potenziell zu viele Skrupel gehabt hätten, weibliche Gefangene mit der gleichen „notwendigen Härte“ zu behandeln wie männliche Häftlinge, kamen in Ravensbrück speziell Aufseherinnen zum Einsatz. Sie waren zwar keine Mitglieder der SS, die sich als rein männliche Elite-Truppe begriff, aber sie zählten zum „Gefolge“ der SS. Diese Hierarchie spiegelt sich auch in der architektonischen Gestaltung wider: Die acht eigens für die Aufseherinnen außerhalb des Lagers errichteten Wohnhäuser gruppieren sich unterhalb eines Hanges, auf dem die sog. „Führerhäuser“ stehen, in denen die SS-Offiziere mit ihren Familien lebten – an der Spitze Fritz Suhren, der Kommandant des Lagers.

Lea Fink erläutert am Eingang zum ehemaligen KZ die Örtliche Situation

Die Führung durch die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück beginnt außerhalb des eigentlichen Lagers und nimmt zunächst die Aufseherinnen in den Blick: Wer waren diese Frauen, die aus freien Stücken oder durch ihre Betriebe entsandt Dienst im Konzentrationslager taten und andere Frauen drangsalierten? Ihre Biographien sind exemplarisch in einem der früheren Aufseherinnenhäuser nachzulesen. Die pädagogische Mitarbeiterin der Gedenkstätte, Lea Fink, die unsere Gruppe mit großer Sachkenntnis und Empathie führt, legt Wert auf die Feststellung, dass die Weigerung, in einem Konzentrationslager Dienst zu tun, für die Betroffenen keine gravierenden Folgen hatte, wie dokumentierte Einzelfälle belegen.

Der Weg führt vorbei an der früheren Kommandantur, in der heute die Dauerausstellung zu Ravensbrück eingerichtet ist, durch das nicht mehr vorhandene Lagertor in das Innere des Lagers. Anhand von Fotos und Lageplänen erläutert Lea Fink, wie es hier zur Zeit des nationalsozialistischen Konzentrationslagers aussah, wovon nur noch wenige Bauten zeugen, und welche Veränderungen nach dem Krieg durch die Sowjetarmee vorgenommen wurden, die Ravensbrück als Militärlager weiternutzte.

Die ehemalige Kommandantur – heute Museum

Erhalten geblieben ist der Gefängnisbau, den es innerhalb des Lagers für verschärfte Haft bei „Vergehen gegen die Lagerordnung“ gab. Eindrucksvoll sind einzelne Zellen den Opfergruppen aus den unterschiedlichen Herkunftsländern gewidmet. Die relativ größte Gruppe der in Ravensbrück inhaftierten Frauen stammte aus Polen, aber insgesamt wurden Frauen aus über 40 Ländern hierher verschleppt, gerade auch aus den Niederlanden, Belgien oder Frankreich.

Die Aufseherinnenhäuser vor dem eigentlichen Lager

 

An der Lagermauer von der KZ-Innenseite her gesehen – der Stacheldraht war eklektrisch geladen

Die vier Meter hohe Mauer um das Lager ist zum Teil noch erhalten, wirkt jedoch durch Geländeaufschüttungen zu Zeiten der Sowjetarmee heute etwas niedriger. Jenseits der Mauer, nahe dem idyllischen Schwedtsee mit Blick hinüber auf die Stadt Fürstenberg, befindet sich die ursprüngliche Nationale Mahn- und Gedenkstätte aus DDR-Zeiten und zugleich einer der schlimmsten Orte des ehemaligen Konzentrationslagers: Hier fanden Erschießungen statt, und in der letzten Phase des Krieges befand sich hier auch eine Gaskammer, in der mehrere tausend Menschen ermordet wurden. Das zugehörige Krematorium ist noch vorhanden.

Ebenfalls knapp außerhalb des Lagers befand sich eine Produktionsstätte des Unternehmens Siemens & Halske. Der Weltkonzern ließ hier durch KZ-Insassinnen Spulen wickeln, Telefon- oder Radiogeräte montieren. Zwangsarbeit fand also nicht nur in den von der SS betriebenen Werkstätten auf dem Lagerareal statt, sondern auch unter dem Regiment der SS in eigens dafür errichteten Hallen neben dem Lager – zum Nutzen eines angesehenen Privatunternehmens.

Blick von einstigen DDR-Gedenkstätte über den Schwedtsee hinüber zur Stadt Fürstenberg