Ausstellung „Susi, die Enkelin von Haus Nr.4“ – eine Führung mit der Autorin Birgitta Behr
Im Mai 2019 organisierte der Verein „Das Rote Tuch e.V. einen Besuch der Ausstellung „Susi, die Enkelin von Haus Nummer 4“ in der Villa Oppenheim. Die Autorin Birgitta Behr führte auf Einladung des Vereins durch die nach ihrem gleichnamigen Buch gestaltete Ausstellung. Zuvor zeigten Schülerinnen und Schüler eine 5. Klasse der benachbarten Nehring-Grundschule Arbeiten, die sie im Unterricht nach Besuch der Ausstellung gefertigt hatten. Sie formulierten ihre für Elfjährige erstaunlich tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thema. und stellten eindrucksvoll unter Beweis, wie schon Kinder im Grundschulalter gegenüber jeder Form von Intoleranz und Diskriminierung sensibilisiert werden können.
Mit dem „Haus Nummer 4“ ist das ehemalige Wohnhaus am Nikolsburger Platz Nr. 4 in Wilmersdorf gemeint, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Doch auf dem Bürgersteig vor dem ehemaligen Haus Nr. 4 erinnert ein Stolperstein an Gertrud Cohn, die hier wohnte, von den Nazis deportiert und ermordet wurde. Dieser Stolperstein brachte Birgitta Behr, Lehrerin an der an der ebenfalls am Nikolsburger Platz befindlichen Cecilien-Schule, auf die Spur von Gertrud Cohns Enkelin Susi Collm.
Susis Eltern beschlossen im Herbst 1942, sich und ihre Familie nicht deportieren zu lassen, sondern unterzutauchen. Birgitta Behr schildert in ihrem Kinderbuch mit dem Titel „Susi, die Enkelin von Haus Nummer 4 und die Zeit der versteckten Judensterne“, wie die jüdische Familie Collm die Zeit des „Dritten Reiches“ in verschiedenen Verstecken überlebte. In Form einer Bildergeschichte stellt die Autorin dar, wie durch ein Netzwerk von Helferinnen und Helfern, die sich damit selbst in größte Gefahr brachten, Susi und ihre Eltern den nationalsozialistischen Häschern entgingen. Susi verließ Deutschland nach dem Krieg für immer, siedelte in die USA über, wo sie bis zu ihrem Tod 2014 lebte.
Die Bildergeschichte ihrer Kindheit wurde auf Schautafeln übertragen und durch Originaldokumente und Fotografien, die Susis noch lebender Stiefbruder Stefan Colm zur Verfügung stellte, ergänzt. So entstand eine sehr sehenswerte Ausstellung, die insbesondere auch jüngeren Besuchern einen Zugang zu dem schwierigen Thema der Judenverfolgung im Nationalsozialismus ermöglicht. Es wäre gut, einen Ort zu finden, an dem diese wichtige Ausstellung dauerhaft gezeigt werden!