Gedenkstättenfahrt zum Belower Wald
Ein in der Öffentlichkeit bislang wenig bekannter Ort des Gedenkens an die Schrecken der NS-Zeit findet sich an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bei Wittstock. In einem Waldstück nahe dem kleinen Ort Below kesselten SS-Mannschaften im April 1945 kurz vor Kriegsende mehr als 16000 Häftlinge ein – Männer, Frauen und Kinder – die auf einem Todesmarsch vom KZ Sachsenhausen hierher getrieben wurden.
Wie die Leiterin der Gedenkstätte, Carmen Lange, bei unserem Besuch des Vereins „Das Rote Tuch e.V.“ ausführte, hatten diese Todesmärsche, wie sie bei der Räumung aller Konzentrationslager stattfanden, keinen wirklichen Sinn und kein Ziel – außer, dass die Gefangenen nicht einfach durch die Alliierten befreit werden sollten. Als Sachsenhausen am 20. April 1945 vor der heranrückenden Roten Armee geräumt wurde, standen im Westen die Amerikaner auch schon in Mecklenburg, so dass der von den deutschen Truppen beherrschte Raum immer enger wurde. Doch eine Freilassung der Häftlinge kam für die Nazis offenbar nicht in Betracht, und so pferchte man sie auf diesem Waldstück mit Postenketten und Stacheldraht ein – ohne jede Versorgung, ohne jede Behausung geschweige denn sanitäre Einrichtungen. Die Spuren der Häftlinge, wie sie versuchten, sich provisorisch vor Wind und Wetter zu schützen, sich selbst aus Baumrinden einen Brei fertigten oder Zeichen in die Bäume ritzten, sind in dem Waldstück noch erkennbar und wurden wissenschaftlich dokumentiert. Auf großen Tafeln entlang des Waldrands ist die Geschichte der Konzentrationslager dieser Region und der Todesmärsche eindrucksvoll dargestellt. Gedenkstättenleiterin Carmen Lange, die zuvor in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg gewirkt hatte, hob noch einmal die Bedeutung dieser Erinnerungsarbeit gerade für Schulklassen hervor, damit in der nachwachsenden Generation die Erinnerung an das Geschehene und die Verpflichtung, es nie wieder geschehen zu lassen, wach gehalten wird!
Foto: Gedenkstättenleiterin Carmen Lange erläutert vor dem Belower Wald das Geschehen im April 1945 (Foto: Frank Jahnke)
Foto: Auf großen Plexiglas-Tafeln des Waldrands sind die Hintergründe genau dargestellt (Foto. Frank Jahnke)